Freitag, 26.1.2018, Haus der Diakonie, Burgstraße 10
Diakoniepastor Rainer Müller-Brandes und der Sprecher der hannoverschen Wohnungswirtschaft (ArGeWo) Dr. Frank Eretge von Gundlach laden zur Pressekonferenz mit dem Thema „Wir vergessen die Wohnungslosen nicht“ ein. Hintergrund ist eine Vereinbarung, die jetzt Schule macht.
Im Frühjahr 2016 haben Karsten Klaus (hanova), Nadine Otto (Gundlach Wohnungsunternehmen) und Karl Heinz Range (KSG Hannover GmbH) die Vereinbarung mit den Trägern der Wohnungslosenhilfe in Hannover unterzeichnet. Die Vereinbarung gibt Wohnungslosen mit Hilfebedarf, die ganz am Ende der Schlange der Wohnungssuchenden stehen, eine Chance als Mietinteressent angehört und einen Mietvertrag angeboten zu bekommen. Und sie regelt die Hilfen, die von den Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe geleistet werden, um den Wohnraum auch langfristig zu erhalten.
In dieser Zeit haben 19 ehemals Wohnungslose bei den beteiligten Firmen einen Mietvertrag erhalten. Alle Mietverträge bestehen noch und die Mietverhältnisse sind unauffällig. Für weitere 43 Interessenten werden zur Zeit Wohnungen gesucht, was angesichts der Situation auf dem Wohnungsmarkt schwierig ist und Zeit dauert.
Nun unterschreiben vier weitere Wohnungsunternehmen diese Vereinbarung und beteiligen sich an dieser Hilfe:
Herr Michael Jedamski für WGH-Herrenhausen eG,
Herr Christian Petersohn für Wohnungsgenossenschaft Kleefeld-Buchholz eG,
Herr Daniel Robionek für meravis Wohnungsbau- und Immobilien GmbH und
Herr Frank Wersebe für Lehrter Wohnungsbau GmbH.
Für die Wohnungslosenhilfe in Hannover unterzeichnen:
- Tatjana Makarowski, Abteilungsleitung im Caritasverband Hannover e.V.,
- Rainer Müller-Brandes, Geschäftsführer Diakonisches Werk Hannover gGmbH,
- Anyka Tilly, Geschäftsführerin Jugendwerksiedlung e.V.,
- Harald Bremer, Geschäftsführer Karl-Lemmermann-Haus e.V.,
- Petra Tengler, Geschäftsführerin Selbsthilfe für Wohnungslose e.V. (SeWo)
- Andreas Sonnenberg, Vorstand Werkheim e.V.
- Jörg Engmann, Geschäftsführer Diakonieverband Hannover-Land
628 seit 2013 neu geschaffene Belegrechtswohnungen in der Landeshauptstadt Hannover reichen nicht aus, um den steigenden Bedarf zu decken. Deshalb, so Diakoniepastor Rainer Müller-Brandes, ist die Kooperation mit den Wohnungsunternehmen auch bei den Bestandswohnungen so wichtig für die Wohnungslosen mit Hilfebedarf.
Hintergrund
In Hannover fehlen kleine, bezahlbare Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen. Das führt zu einer großen Konkurrenz verschiedenster sozialer Gruppen, vom Studenten über den Hartz IV Bezieher zum Obdachlosen. Menschen, die einen Hilfebedarf haben stehen am Ende der Schlange der Wohnungssuchenden, mit der Perspektive in den nächsten zehn Jahren keine Wohnung in Hannover zu finden. Sie verbleiben im Hilfesystem oder können keine Hilfe bekommen. Geschätzt zählen 4.000 Menschen zu den Wohnungslosen im Geltungsbereich des Paragraphen 67 SBG XII, Menschen in einer besonderen Lebenslage, die soziale Probleme haben und der Hilfe bedürfen.
Zahlen
Die erste Vereinbarung wurde im April 2016 zwischen drei Wohnungsunternehmen und sechs hannoverschen Trägern der Wohnungslosenhilfe geschlossen.
Im Rahmen dieser Vereinbarung wurden 52 Interessenten aus den Reihen der Wohnungslosenhilfe gemeldet. Diese wurden dann zu Vorstellungsgesprächen eingeladen.
10 Interessenten wurden von den Vermietern abgelehnt.
9 Interessenten haben ihrerseits das Mietangebot abgelehnt oder den Kontakt abgebrochen.
14 sind noch in der Warteschleife. Für sie wird noch eine Wohnung gesucht.
19 Interessenten haben einen Mietvertrag erhalten und die Mietverhältnisse laufen normal, die Miete wird gezahlt und Vorkommnisse gibt es – auch dank der Hilfen der Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe –nicht.
Die Zahlen lassen sich unterschiedlich verstehen.
Auf der einen Seite sind es wenig Mietverträge gemessen an der Gesamtzahl von Wohnungslosen mit Hilfebedarf. Es war uns von Anfang an klar, dass diese Vereinbarung nicht die Probleme lösen wird. Sie ist ein Schritt zur Hilfe.
Auf der anderen Seite haben 19 Menschen ein Zuhause gefunden und ich sage dass bewusst etwas pathetisch. Niemand von uns kann es nachempfinden, wie es ist, nach Jahren der Unsicherheit, der fehlenden Zukunft, der Übergangslösungen in Notunterkünften oder auf dem Sofa des Freundes, nun wieder die Tür hinter sich abschließen zu können und seine Ruhe zu haben, die einem niemand wieder weg nimmt.
Daran gemessen sind 19 Mietverträge viel.
Und – bei diesen 52 „Fällen“, ist das Verständnis und das Vertrauen zwischen den Partnern Wohnungsunternehmen und Wohnungslosenhilfe gewachsen. Die beiden Arbeitswelten sind sich ein Stück näher gekommen und soziales Engagement findet man sowohl in der Wohnungslosenhilfe als auch in der Wohnungswirtschaft.
Jürgen Schabram, Geschäftsführer der Sozialen Wohnraumhilfe