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Der Tagestreff DüK feiert jetzt sein 30-jähriges Jubiläum

Helmut P. nutzt die Waschmaschinen im Tagestreff DüK. Foto: Sabine Dörfel
01.11.2021

Ein Ankerplatz für wohnungslose Menschen

Noch ein paar Handtücher falten und in der großen Sporttasche verstauen, dann ist Helmut P. mit der Wäsche fertig. Jetzt rüber in den Aufenthaltsraum, wo es einen Kaffee gibt und eine angefangene Partie Backgammon wartet. Helmut P. gehört zum Urgestein des DüK, dem Tagestreff für Wohnungslose an der Berliner Allee. "Ich kenne das DüK seit knapp 30 Jahren", erzählt der 57-Jährige. "Für mich und viele, die hierherkommen, ist das wie ein Anker in unserem Leben." DüK ist die Abkürzung für "Dach über'm Kopf", eine Einrichtung des Diakonischen Werkes Hannover, die jetzt ihr 30-jähriges Jubiläum feiert. Für Stadtsuperintendent Rainer Müller-Brandes, der acht Jahre lang auch als Diakoniepastor für den Tagestreff zuständig war, ist das DüK auch drei Jahrzehnte nach seiner Gründung unverzichtbar. "Nicht nur als Wohnzimmerersatz, sondern auch als Anlaufstelle, wo unzählige Menschen weitere diakonische Hilfen im gleichen Haus finden, wie die Kleiderkammer, die spezialisierte Schuldner- und Suchtberatung bis hin zur Postadresse," sagt er. "Das DüK ist für Hannover einfach ein besonderer Ort."

"Menschen, die keine Wohnung haben, sollen hier tagsüber Schutz finden und etwas häuslichen Alltag leben können", erläutert Sozialarbeiter Nils Feuerbach. So wie Else K., die gerade den Wäschetrockner mit Jacken und Hosen belädt, Norbert F., der auf dem Weg zur Dusche ist oder Manuel S., der seine Lebensmitteltüten in der Küche auspackt (Namen geändert). "Das DüK ist wie eine große Wohngemeinschaft", sagt Feuerbach, der gemeinsam mit dem rund zehnköpfigen Team seit drei Jahren für die Männer und Frauen von der Straße da ist. "Hier können wohnungslose Menschen Ruhe finden, Kaffee trinken und ins Gespräch kommen", sagt Lutz Jung, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes. "Und auf Wunsch gibt es auch Informationen über weiterführende Hilfen oder eine Vermittlung an entsprechende Stellen." Von Montag bis Freitag, halb neun bis 14 Uhr, in der Corona-Zeit bis 17 Uhr, ist der Tagestreff geöffnet. Rund 80 bis 90 Gäste, überwiegend Männer, besuchen ihn täglich, zurzeit finden wegen der Corona-Vorschriften aber nur 20 Menschen Einlass.

"Die meisten sind wohnungslos, es kommen aber auch Menschen, die zwar eine Unterkunft haben, aber an der Armutsgrenze leben", erzählt Feuerbach. Ihnen stehen Waschmaschinen, Duschen, Telefon und Computer, Schließfächer, ein Aufenthaltsraum und eine Küche zur Verfügung. Die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter unterstützen Ratsuchende bei akuten Problemlagen. Einmal in der Woche wird gemeinsam gekocht, ab und zu stehen Ausflüge in den Zoo oder ins Museum auf dem Programm. Wie in jeder Wohngemeinschaft gibt es auch im DüK, das zur Zentralen Beratungsstelle der Diakonie gehört, soziale Regeln: kein Alkohol- oder Drogenkonsum, kein Glücksspiel und respektvoller Umgang miteinander.

"Das DüK bedeutet eine Auszeit von der Härte und Aggressivität der Straße", sagt Helmut P.. Der Stress für Wohnungslose habe sich in der Corona-Zeit verstärkt, weiß auch Feuerbach. Viele Einrichtungen und Ämter seien geschlossen gewesen, "für Wohnungslose gab es keinen Rückzug in die eigenen vier Wände". Bis auf zwei Monate konnte das Team das DüK in der Corona-Zeit offenhalten. Blickt der Sozialarbeiter auf die vergangenen Jahre zurück, "fällt auf, dass die Quote der Besucherinnen und Besucher mit einer psychischen Erkrankung höher geworden ist". Zunehmend werde das DüK auch von Geflüchteten aufgesucht, die in Armut und Wohnungslosigkeit abgerutscht seien. "Wir bekommen hier die aktuellen Probleme auf dem Wohnungsmarkt zu spüren", sagt Feuerbach. "Gäbe es genügend bezahlbaren Wohnraum für Geringverdienende oder Hartz-4-Beziehende, wäre unsere Arbeit entschieden einfacher." Entlastend sei, dass es ein gutes diakonisches Hilfenetzwerk für Wohnungslose gebe, ergänzt er und verweist auch auf Einrichtungen wie Szenia, der Tagestreff für Frauen in Notlagen, den Mecki-Laden in der Passerelle, die Krankenwohnung "KuRVE" oder den Kompass-Treff am Hauptbahnhof.

Ob sich die Gründungsväter und -mütter des DüK wohl gewünscht haben, dass der Treff ein 30-jähriges Jubiläum feiern kann? "Natürlich wäre es schön, wenn es keine Ursache mehr gäbe, Hilfe für Wohnungslose anbieten zu müssen", räumt Müller-Brandes ein. "Doch stattdessen werden die Problemlagen immer drängender. Wir alle sehen die Menschen auf der Straße und wir alle wissen, wie es um den Wohnungsmarkt bestellt ist. 'Wer ohne Obdach ist, den führe ins Haus', heißt es schon in der Bibel. Hier ist noch viel zu tun."

In den Stadtteilen

befinden sich Einrichtungen der Diakonie

Menschen in Stadt(-teil) und Gemeinde